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Unser Konzept

Durch das Kontaktverbot und die vorübergehende Schließung der meisten öffentlichen Einrichtungen sind während der Corona-Krise sind Menschen in hohem Maß auf ihr häusliches Umfeld verwiesen und außerhäusliche Kontakte sind massiv eingeschränkt.

Dies kann zu Unsicherheiten und Konflikten im häuslichen Zusammenleben führen. Sich nicht frei bewegen zu können, eingeschränkt zu sein oder sich eingesperrt zu fühlen sind Stressfaktoren. Diese Stressfaktoren können zu Gefühlen von Ohnmacht, Verunsicherung und zu Kontrollverlust führen. Hinzu kommen möglicherweise Gefühle der Angst und Sorge, man selbst oder wichtige Vertraute könnten am Virus erkranken, die finanzielle und berufliche Existenz sei nicht mehr gesichert.

Auch die jetzt mittlerweile stattfindenden schrittweisen Lockerungen führen noch nicht zu spürbaren Entlastungen. Diese uns alle betreffende Situation belastet also weiterhin stark. Möglichkeiten, sich selbst zu steuern und sich in andere einzufühlen, sind reduziert.

Der Verein Bewährungshilfe Koblenz e.V. möchte mit dem Angebot einer telefon- und e-mailbasierten Konfliktberatung für Männer im Landgerichtsbezirk Koblenz einen niederschwelligen Zugang zu sozialpädagogischer Unterstützung anbieten. Dieses Angebot unterscheidet sich trotz Einbindung bestehender Beratungskompetenzen von den bereits vorhandenen Angeboten der Täterarbeit in Fällen häuslicher Gewalt (TAE) oder des Täter-Opfer-Ausgleichs (TOA).

Der Verein Bewährungshilfe Koblenz e.V. bietet die beiden vorgenannten Arbeitsbereiche seit vielen Jahren in erfolgreicher Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Koblenz, den Gerichten im Landgerichtsbezirk Koblenz, den Jugendämtern, der Polizei und den Frauenunterstützungseinrichtungen an. Die in der Fachstelle für Täter-Opfer-Ausgleich und der Täterarbeitseinrichtung des Verein Bewährungshilfe Koblenz e.V. beschäftigten MitarbeiterInnen verfügen über zertifizierte, fachspezifische Fort- und Zusatzausbildungen und nehmen regelmäßig an Supervisionen teil.

Die Bündelung der Kompetenzen und Beratungserfahrungen aus beiden Arbeitsbereichen in dieser Maßnahme hat zum Ziel, ein Angebot zu etablieren, das neue Wege im Umgang mit Konflikten aufzeigen kann. Die uns alle betreffende derzeitige Gefährdungslage durch die Corona-Pandemie kann durch die mit ihr einhergehenden Veränderungen der Lebensumstände und Einschränkungen zu neuen familiären oder partnerschaftlichen Konfliktsituationen führen, die häufig unerkannt bleiben.

Wir schaffen mit dem im Folgenden näher beschriebenen Beratungsangebot eine zusätzliche und einfache Hilfestellung für belastete Hilfesuchende, indem wir neben telefonischer Einzelberatung auch Online-Beratung über E-Mail ermöglichen. Mit diesen Kommunikationsmöglichkeiten kann einerseits auf unterschiedliche Beratungswünsche Ratsuchender eingegangen werden, andererseits tragen sie der Erfahrung Rechnung, dass eine Veränderung oder Entschleunigung der Kommunikation sich im Umgang mit Konflikten und problembelasteten Lebenssituationen oft als hilfreich erweist.

Vertraulichkeit und Verschwiegenheitspflicht der professionellen Sozialen Arbeit werden gewährleistet. Im Falle erkennbarer Selbst- oder Fremdgefährdungen werden angepasste Angebote und Maßnahmen eingeleitet. Das Angebot ist für die Hilfesuchenden kostenfrei.

Zielgruppe

Das Angebot richtet sich an erwachsene, in einer Partnerschaft lebende Männer im Landgerichtsbezirk Koblenz. Die Beratung wird auf diese Zielgruppe beschränkt, damit eine angemessene Vernetzung in weiterführende Hilfsangebote gewährleistet werden kann. Hilfesuchende können somit bei Bedarf und Interesse auch andere Hilfsangebote des Verein Bewährungshilfe in Anspruch nehmen oder an vernetzte Hilfsangebote weitervermittelt werden.

Beratungsziele

Die Beratung hat in erster Linie zum Ziel, in Stress- oder Konfliktsituationen zur Beruhigung beizutragen und zu deeskalieren. Eine zusätzliche Aufregung durch die Beratung (z.B. durch einen konfrontativen Ansatz der Beratung) muss vermieden werden.

Die Konflikthilfen zur Gewaltprävention wollen durch Beratung zu aktuellen Konfliktsituationen, Betroffene in die Lage versetzen, Problembewusstsein zu entwickeln, Lösungsmöglichkeiten und Handlungsalternativen zu erkennen und umzusetzen. Die Beratung dient damit der Prävention weiterer Konflikte und schädigenden Verhaltens. Eine Aufarbeitung begangener Taten ist dabei nur begrenzt möglich. Im Bedarfsfall werden Weitervermittlungsangebote gemacht.

  • Hilfestellung zur Deeskalation in aktuellen Konfliktsituationen
  • Entlastung durch Verringerung von Stress und emotionaler Erregung
  • Festigung der emotionalen Situation
  • Verbesserung der Selbstwahrnehmung
  • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
  • Kennenlernen von Bewältigungsmechanismen
  • Einüben von Handlungsmöglichkeiten
  • gegebenenfalls Beratung zur Inanspruchnahme von weiteren Hilfsangeboten und Vermittlung

Regeln für die Beratungstätigkeit

  • Vereinbarung fester (tel.) Beratungstermine
    • Besprechen, welche Möglichkeiten bestehen, um ungestört durch Dritte ein telefonisches Beratungsangebot wahrnehmen zu können (z.B. im Auto, in der Garage)
  • Anregung, zwischen den Terminen aufzuschreiben, wie der Klient sich fühlt, welche Schwierigkeiten er hat, welche Gedanken ihn beschäftigen. Geeignete Empfehlungen können auch per E-Mail verschickt werden. Es muss klar kommuniziert werden, dass auf solche E-Mails nicht unmittelbar reagiert werden kann, sondern zeitnah.
  • Wenn Kinder in der Familie leben, ist es wichtig zu erarbeiten, inwiefern Kinder von Konflikten oder Gewaltausbrüchen beeinträchtigt sind.
  • Unrealistische Erwartungen in Bezug auf das Verhalten von Kindern (Einhaltung von Regeln, Hausaufgaben, Hausunterricht etc.) sind zu thematisieren und anzupassen.
  • Es gilt, mit den Klienten eine feste Tagesstruktur zu erarbeiten. Dies vermag Sicherheit zu geben.
  • Erarbeiten konstruktiver Möglichkeiten, Zeit zu verbringen/ Anregung zu aktiver Freizeitgestaltung
  • Realistische Möglichkeiten eines Time-out unter den gegebenen Umständen erarbeiten.
  • Eine enge Kooperation mit den Frauenunterstützungsangeboten ist in manchen Fällen sinnvoll und sollte dann gegenüber den Klienten transparent gemacht werden. So besteht auch die Möglichkeit, pro aktiv auf die Männer zuzugehen, wenn sie sich zuvor mit der Weitergabe ihrer Kontaktdaten einverstanden erklärt haben.
  • Bei Vorliegen eines erhöhten Risikos von Gewaltanwendungen kann angeboten werden, dass mehrmals die Woche ein kürzeres (ca. 15 min) Telefonat stattfindet. Hier bietet es sich an, 3 Fragen zu stellen: „Nennen Sie etwas Gutes, das Sie heute erwarten. Welche Probleme erwarten Sie heute? Wie können Sie diese Probleme überwinden?

Methoden

  • online-Beratung oder telefonische Einzelberatung
  • deeskalierende Gesprächsführung
  • gewaltfreie Kommunikation und aktives Zuhören
  • systemische Beratung

Dokumentation

  • Die Dokumentation erfolgt zur Verbesserung und Kontrolle der Beratung. Für jeden Ratsuchenden wird von dem beratenden Mitarbeiter ein anonymisierter Vorgang angelegt, der allen beratenden Mitarbeitern zur Verfügung steht. Anmerkung: Dies ist nur möglich, wenn jeder Klient nur von einer Person beraten wird. Sobald eine andere MitarbeiterIn ebenfalls berät, muss zumindest ein Name bekannt sein.
  • Wesentliche Gesprächsinhalte, Zielvereinbarungen und Terminvereinbarungen für weitere Gespräche werden in diesem Vorgang erfasst und so dokumentiert, dass sie bei Bedarf von allen Mitarbeitern der Konflikthilfen zur Gewaltprävention eingesehen und nachvollzogen werden können.
  • Die Beratungskontakte werden nach Beendigung der Beratung durch Abbruch des Kontakts oder auf Wunsch der Beratung suchenden Person umgehend gelöscht.
  • Für statistische Zwecke und zum Zwecke der späteren Evaluation des Projekts werden Anzahl der Beratungen, Beratungsdauer und Folgekontakte anonym erfasst.
  • Die ratsuchende Person wird über Art und Zielsetzung der anonymen Dokumentation informiert.

MitarbeiterInnen

Wir bieten telefonische oder emailbasierte Konflikthilfen zur Gewaltprävention in belastenden Situationen an. Hilfesuchende haben auch die Möglichkeit, unsere Fachkräfte persönlich anzusprechen. Da wir über weibliche und männliche Ansprechpartner verfügen, passen wir uns dem Beratungswunsch Hilfesuchender nach Möglichkeit an.